Dies ist kein Blog, den ich konkret gründen wollte. Nicht im eigentlichen Sinne. Ich bevorzuge die angenehme Distanz der Abstraktion, das intellektuelle Spiel mit großen Begriffen: Systemrelevanz, demographischer Wandel, ökologische Transformation. Diese Worte sind sicher; sie erlauben es, sich klug zu fühlen, ohne sich die Finger schmutzig zu machen. Sie gestatten die Beobachterrolle.
Doch die Beobachtung wird unmöglich, wenn der Druck des Konkreten zu groß wird.
Die öffentliche und politische Debatte hat sich in den letzten Jahren in einer narrativen Bequemlichkeit eingerichtet, die unerträglich geworden ist. Probleme werden nicht gelöst, sondern auf abstrakter Ebene verwaltet. Man diskutiert über die "Wohnungskrise" als metaphysisches Unglück, spricht über "soziale Ungleichheit" als statistisches Rauschen und verhandelt "Bürokratieabbau" als frommen Wunsch – alles, ohne die konkrete Schraube anzuziehen oder die spezifische Verordnung zu benennen, die das Problem verursacht.
Das ist die Abstraktionsfalle: Sie bietet allen Gesprächspartnern eine gemeinsame, unverbindliche Sprache. Man kann sich einigen, dass das "System" versagt hat, ohne jemals zu klären, welcher spezifische Paragraph, welche Genehmigungsbehörde oder welcher politische Kompromiss den Stillstand erzwingt. In dieser allgemeinen Unschärfe verschwinden die Verantwortlichkeiten und die Lösungsansätze bleiben im Nebel.
Der Druck, der mich – und ich vermute, viele andere – in diesen (einen solchen) Raum drängt, ist der Druck der Sachzwänge. Es ist die Erkenntnis, dass hinter jedem abstrakten Problem ein absurd spezifischer, oft trivialer Fehler steckt, der aus Bequemlichkeit, mangelndem Willen oder schlichtem Desinteresse nicht korrigiert wird. Man kann nicht länger über die "Energiekrise" philosophieren, wenn die konkrete Debatte sich um die Zulassung eines bestimmten Übertragungskabels im Waldstück
Genau hier setzt blickwinkel3 an. Dies ist der Versuch, der philosophischen Flucht in die Allgemeinheit zu widerstehen. Wir werden uns nicht mit der Frage aufhalten, ob Wandel nötig ist, sondern mit der gnadenlosen Frage, wie der eine spezifische, blockierende Stein aus dem Weg geräumt werden kann. -- Metaphorisch gesagt.
Anders als andere Formate (auch jene, die man vielleicht schon kennt, und die verlinkt sind), findet die Auseinandersetzung hier primär im geistigen Raum statt, weil die konkrete Umsetzung und ständige Beschäftigung mit den Aktuellen Entwicklungen – den Absurditäten, mit denen man ansonsten nichts zu tun haben will, weil sie einen wahnsinnig werden lassen – einen sonst überwältigen würde. Doch der Punkt ist erreicht: Es reicht. Die Gedanken müssen bearbeitet und irgendwohin kanalisiert werden. Deshalb tauche ich an dieser Stelle schriftlich (und vielleicht zukünftig auch via Video) in die Aspekte und Themen ein, die von den wirklich Engagierten diskutiert werden. blickwinkel3 ist der Container, der es jetzt erstmal erlaubt, diesen notwendigen, wenn auch erzwungenen Blick auf das Konkrete zu richten, "ohne durchzudrehen".
Soviel also erstmal im Text zum Auftakt hier.
[SVEN]
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